Zur Person Elke Geenen

Elke Geenen (*1954 in Düsseldorf) studierte nach dem Abitur Freie Kunst an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste (SHFBK) in Braunschweig, u.a. bei Professor Siegfried Neuenhausen. In ihrem künstlerischen Werk bearbeitet sie seither Themen auf verschiedenen Abstraktionsniveaus und unter Nutzung unterschiedlicher Techniken (Acryl, Öl, Pastellkreide, Ölpastellkreide, Photographie, Collage, Aquarell).

Neben ihrer künstlerischen Entfaltung erwarb sie das Diplom in Geologie/Paläontologie, wurde in Kiel im Fach Soziologie mit summa cum laude promoviert und habilitiert. Parallel zu ihrer künstlerischen Tätigkeit war sie als Privat-Dozentin am Institut für Sozialwissenschaften der Universität Kiel tätig und leitet ein sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut. In ihren Lehrveranstaltungen wurden u. a. kunst- und architekturbezogene Fragestellungen behandelt. Forschungsfragen werden von ihr auch als Anregung für die Wahl künstlerischer Sujets genutzt.


Zum Werk

Ihre Arbeiten zeichnen sich seit Beginn ihrer künstlerischen Tätigkeit durch eine große Vielfalt und Vielschichtigkeit aus. Seit den 70er Jahren befasst sie sich künstlerisch mit Themen, die um Landschaften, Räume, Strukturen, Schriften der Erde und des Lebens, Erkenntnisfragen und Horizonte kreisen. In ihrer Auseinandersetzung mit der sozialen Welt eröffnet sie Blickweisen und Blickrichtungen auf Tiefenschichten und Tiefenstrukturen, so in ihren Bildern "Horizonte", ihren Collagen und in Werken, die Katastrophenrisiken thematisieren. Daneben entwickelt sie - insbesondere in ihren abstrakten Arbeiten - auch spielerische Komponenten, z.B. Kreisel und Hohlformen (Ölpastellkreide), mittels Acrylfarben, Stilleben und dynamische Strukturen und Farbabfolgen ("Reflexionen", "dynamisches Quintett", "Dreiklänge") und vorwiegend auf symbolischer Ebene angelegte Bilder.

Thema: Soziokulturelle Milieus in Hatay

In einigen jüngeren Arbeiten befasst sich Elke Geenen insbesondere mit soziokulturellen Milieus. Die Bilder beziehen sich zwar auf auf lokale Kontexte der Alltagswelt, insbesondere in der Südosttürkei. Sie stehen jedoch zugleich stellvertretend für verletzliche Milieus in verschiedenen Orten und Ländern der Erde.

Den Bildern liegen Photographien - die von Elke Geenen in den ursprünglichen Kontexten aufgenommen wurden - zugrunde. Im Atelier werden die Schwarzweiß-Ausdrucke der Photos auf Leinwand gebracht und mit Pastellkreide koloriert. Sie werden in allen vier Richtungen durch Acrylmalerei weitergeführt. Dabei wird an die Photos angeschlossen. Die Weiterführung folgt künstlerischer Intuition. Indem photographisch der Malerei eine Struktur vorgegeben wird, werden die Möglichkeiten künstlerischer Gestaltung begrenzt, da eine Orientierung an den photographisch erfassten Menschen und Strukturen erforderlich ist. Bereits im photographierten Ausschnitt werden durch Farben Bereiche betont und andere unbearbeitet gelassen. Bei den malerischen Anschlüssen werden verschiedene Möglichkeiten genutzt: 1. Die Verlängerung ins Unendliche; 2. die Fortsetzung des bereits Gestalteten; 3. die Aufnahme, Weiterentwicklung und Verstärkung bestimmter Strukturmerkmale.

Die Bilder haben Doppelcharakter. Zum einen handelt es sich um ein künstlerisches Experiment, bei dem untersucht wird, was im Rahmen bestimmter Konstruktionsprinzipien ausgedrückt werden kann. Zum anderen werden die Lebensbedingungen von Menschen, ihr Ausgesetztsein, und der Versuch, sich unter widrigen Bedingungen ein Leben zu schaffen und Räume zu gestalten, dargestellt. Das wiederholt dargestellte Mädchen mit dem türkisfarbenen oder blauen Oberteil wird zitierend verwendet und steht symbolisch für das soziokulturelle Milieu, auf das sich das jeweilige Bild bezieht.

Thematisiert wird auch "Das "Elend der Welt" (ein Titel aus dem Werk des Soziologen Pierre Bourdieu), und es schwingt die Frage an den Betrachter bzw. die Betrachterin mit, ob er oder sie sich damit auseinander setzen wollen. Auch im Elend der Welt finden sich Würde, Kreativität und hochfliegende Pläne. Bilder mit Gebäuden zeigen oft abenteuerlich filigrane und gewagte Konstruktionen, die jedoch wieder und wieder (in Unglücksfällen und sozialen Katastrophen) dem Erdboden gleich gemacht werden. Es ist eine fragile Kultur, die künstlerische Aufmerksamkeit verdient. Das ihr Essentielle hervorzuheben und herauszuarbeiten, basiert auf Beobachtung, Reflexion und Konstruktion.

Die Photos sind situativ und in dem Bemühen entstanden, die Essenz der Alltagswirklichkeit in kleinen Ausschnitten zu erfassen. Dort, wo die in die Mitte jeder Leinwand gesetzten Photos enden, beginnt ein Amalgam aus Fortsetzung, Pointierung und eigener Konstruktion, die Realkonstruktion vertiefend. Die materiale Kultur ist fragil, die Menschen sind hochgradig verletzlich. Dieser Verletzlichkeit ist eine besondere Ästhetik zu eigen. Sie wurde einmal in der Techniksoziologie als "Ästhetik des Kaputten" treffend charakterisiert und hat ihre eigene filigrane Schönheit, die mit der von Palästen durchaus konkurrieren kann und dennoch von dem alltäglichen Lebenskampf der Bewohnerinnen und Bewohner zeugt. Keine beschönigende Ästhetik für vergessensvolle Wohnzimmer-Romantiken, sondern ein Manifest einer ungewollten und nahezu selbstvergessenen Gegenwelt.    


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